Die Kommunalpädagogik nach Helmut Richter (1998; 2019) hat das Ziel, weitreichende Demokratisierungsprozesse in der Gesellschaft zu fördern. Kernbereich ist dabei die Sozialpädagogik. Die Kommunalpädagogik geht von der Mündigkeit aller Menschen von Geburt an aus und vermeidet damit einschränkende und paternalistische Sichtweisen auf die Zielgruppen. Die Frage nach der Kompetenz wird nicht funktional-pragmatisch, sondern lediglich auf der Basis der Betroffenheit beantwortet. Wer betroffen ist, ist eben auch kompetent, um mitreden und mitenscheiden zu können. Die Grundlage und der Raum für eine so verstandene weitereichende Beteiligungspraxis ist der direkte Lebensraum und damit die Kommune vor Ort. Im grundlegenden Verständnis darüber, dass Pädagogik und Politik ineinandergreifen, gilt es dann diese Beteiligungspozesse größer und weitreichender zu denken und die Gesellschaft als eine perspektivisch dezentrale zu konzipieren. Nach Helmut Richter ist Pädagogik „der vom Handlungszwang entlastete Diskurs eines kommunalen Publikums unter Anleitung von Experten (oder Kritikern), die wiederum selber von dem immer auch schon mündigen Publikum durch bessere Argumente gebildet werden können.“ Kernbereich der Stärkung der Demokratie in der Kommune sind dabei sozialpädagogische Institutionen und selbstorganisierte Vereine.
Richter, Helmut (2019): Sozialpädagogik. Pädagogik des Sozialen. Grundlegungen, Institutionen und Perspektiven der Jugendbildung. 2. überarbeitete Auflage. Springer VS.